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Telemedizin: Modernste Technologie erweitert medizinisches und rehabilitatives Behandlungsspektrum

Während in Deutschland bereits seit einiger Zeit telemedizinische Projekte umgesetzt werden, ist die Telemedizin in Österreich gerade erst angekommen. Um auf das Potenzial der auf Informations- und Kommunikationstechnologien basierenden Versorgungstechnik aufmerksam zu machen und diese voranzutreiben, veranstaltete OptimaMed das „ATeNe 2018“ – das erste OptimaMed Austria TeleMedizin- und TeleNeurologieforum im Wiener Palais Daun-Kinsky. Dabei wurden nicht nur aktuelle Trends und Entwicklungen, sondern auch grundlegende Fragen zu Folgeabschätzungen der Technik, zum Datenschutz und dem Einsatz von ELGA in Reha-Einrichtungen von nationalen und internationalen Medizinern und Experten beleuchtet.

Im Fokus stand ein durchaus kritischer Blick auf diesen modernen Versorgungsweg, der als einer der zukünftigen Hauptwege der medizinischen Versorgung gilt. Präsentiert wurden Cases zur Versorgung von Schlaganfall-, Schwindel- und chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten. Weiters wurden Antworten auf alle Fragen zur derzeit sehr aktuellen Problematik um die mit den Patientendaten verbundene Datensicherheit erarbeitet. Nach der Begrüßung durch Dr. Karl Forstner, Präsident der Ärztekammer für Salzburg, Prof. Walter Oder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurorehabilitation, und Anton Kellner, CEO der SeneCura Gruppe, gaben internationale Experten den zahlreichen Gästen Einblicke in ihre Arbeitsweisen und Erfahrungen mit Telemedizin.

Prim. Dr. Nikolaus Steinhoff, ärztlicher Leiter OptimaMed, Facharzt für Neurologie und Initiator des „ATeNe 2018“, stellte anhand von zwei Projekten aus dem OptimaMed Neurologischen Rehabilitationszentrum Kittsee die Telemedizin in der Neurologie als zeitgemäßes Tool der Versorgung von Patientinnen und Patienten im 21. Jahrhundert vor. „Telemedizin wird heute einerseits als Entscheidungshilfe herangezogen, um eine Diagnose abzusichern und eine zweite Meinung zu hören, andererseits aber dient sie der direkten Behandlung und Beratung von Patientinnen und Patienten und Angehörigen sowie als Möglichkeit, ärztliches Wissen als Konsil über die Distanz weitergeben zu können. Sie erhöht die Sicherheit zu Hause, bringt eine deutliche Verbesserung der medizinischen Leistung und erleichtert bzw. beschleunigt den Zugang zu ärztlicher Hilfe zu Hause und in entlegenen Regionen. Dadurch können Patientinnen und Patienten beispielsweise auch früher entlassen werden, da eine telemedizinische Nachbetreuung möglich und die eventuell notwendige Langzeitversorgung in der häuslichen Umgebung gesichert ist.“

TEMPiS: Schlaganfallversorgung per Telekonsildienst
Im neurologischen Fachbereich wurden international bereits zahlreiche telemedizinische Projekte umgesetzt. Dr. Peter Müller-Barna, Telekonsiliararzt an der Klinik für Neurologie im Städtischen Krankenhaus München-Harlaching, ist federführend an „TEMPiS“, dem telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk in der Region Süd-Ost-Bayern, beteiligt. Das Netzwerk behandelt jährlich 10.000 Schlaganfallpatienten, davon 6.500 telemedizinisch. Durch die flächendeckende Implementierung von telemedizinisch vernetzten „Stroke Units“ steht der ländlichen Bevölkerung eine wirksame Schlaganfallbehandlung zur Verfügung, die zuvor nur in Schlaganfallzentren in großen Städten durchgeführt werden konnte. Auch in der Behandlung von Schwindelerkrankungen werden Telemedizin und -neurologie effizient eingesetzt, wie Müller-Barna betont. „Neurologische und okulomotorische Untersuchungen sind wegweisend. Durch neue Devices wie die ‚Schwindelbrille‘ lassen sich diese Untersuchungen nun telemedizinisch abbilden“, so der Facharzt für Neurologie und Nervenheilkunde.

Telemedizinische Anwendungen im Pflege- und Reha-Bereich
Prof. Dr. Natalie Salles, Präsidentin der französischen Gesellschaft für Telemedizin und Ärztin an der Universitätsklinik Bordeaux, erläuterte den Einsatz von Telemedizin in Pflegeheimen und Rehabilitationseinrichtungen. Bei multimorbiden, älteren Bewohnerinnen und Bewohnern mit chronischen Erkrankungen hilft die Telemedizin, Komplikationen zu vermeiden und bietet schnelleren und einfacheren Zugang zu Expertenwissen. Krankenhausaufenthalte könne man so vermeiden und die Qualität der Pflege steigern, so die französische Expertin.
Telemedizin übernimmt auch im Alltag der Patientinnen und Patienten wichtige Aufgaben, die zum Erfolg der Behandlungen und Therapien beitragen. So werden personalisierte Musikanwendungen und videokonferenzbasierte Therapien Teil des täglichen Behandlungsspektrums. Dr. Elisabeth Dokalik-Jonak, CEO Memocorby Systems GmbH, stellte mit „Memocorby“ ein multisensorisches Lerntool vor, das das Wiedererlernen von Sprache spielerisch ermöglicht. Bestehend aus interaktiven Würfeln, einem Tablet und einer App eignet sich das Tool für Schlaganfall- sowie Demenzpatientinnen und -patienten aber auch für Erwachsene und Kinder mit Sprachstörungen.

Herausforderungen: Datenschutz und ELGA
Gerade im medizinischen und rehabilitativen Sektor muss mit persönlichen Daten besonders sensibel umgegangen werden. Dr. Walter Peissl, stellvertretender Direktor des Instituts für Technikfolgenabschätzung (ITA), rückte die Chancen und Risiken der Telemedizin sowie die Auswirkungen auf den Datenschutz in den Blickpunkt. Abschließend stellte Dr. Stefan Sabutsch, Leiter Standards & Usability ELGA GmbH, den aktuellen Status und Pläne für Funktionserweiterungen und den weiteren Roll-out von ELGA vor: „ELGA kann auch für Einrichtungen der Rehabilitation und Pflege als wertvolle Informationsdrehscheibe dienen. Speziell für die Anforderungen der Pflegedokumentation wurden Formate für den Datenaustausch maßgeschneidert. Das ELGA-Gesetz verpflichtet Einrichtungen der Rehabilitation und Pflege an ELGA teilzunehmen. Das bedeutet konkret, dass Berichte zur Verfügung gestellt werden müssen, aber auch, dass das Lesen der Dokumente anderer Einrichtungen ermöglicht wird. Derzeit ist in der Verantwortung der Länder ein breiter Roll-out geplant.“

Im kommenden Jahr ist ein weiteres OptimaMed-Forum zum Themenschwerpunkt TeleMedizin und TeleNeurologie geplant. Die Teilnahme wird mit DFP-Punkten approbiert.

Kategorie: News
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